Du stehst dort – Das steckt dahinter
„Du stehst dort“ symbolisiert für mich jugendliches Engagement in der Erinnerungsarbeit. In den Sinn kam mir dieser Ausdruck auf meiner ersten Gedenkstättenfahrt in das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, als ich vor dem Eingangstor mit der zynischen Inschrift stand. Für mich bedeutet es: Du stehst dort und
- setzt dich mit der Thematik auseinander,
- lernst über die Vergangenheit,
- tust etwas, damit es sich nicht wiederholt,
- wirst aktiv und tust etwas gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus.
„Du stehst dort“ beschreibt zudem die Realisation, dass dieses grausame Verbrechen wirklich stattgefunden hat. Diese Realisation braucht es nicht, weil man an der Existenz gezweifelt hat, sondern weil es so weit weg und unfassbar erscheinen kann.
Das „Du“ stand dabei ursprünglich für mich und das „dort“ für Auschwitz. Doch heute bezieht es so viel mehr ein: Das „Du“ jeden, der sich auf den Weg macht, um etwas zu lernen und zu verändern und das „dort“ jeden Lern- und Gedenkort.
Mit dem Projekt „Du stehst dort“ möchte ich meine Erfahrungen teilen und andere Jugendliche motivieren, selber aktiv zu werden. Dazu halte ich meine Eindrücke in Blogbeiträgen und Texten fest, aus denen ich zusätzlich ein Video mache.
Wie es zum Projekt kam
Erste Gedenkstättenfahrt
September 2018
Meine erste Gedenkstättenfahrt mit meiner Schule in das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau war als bloße Studienfahrt angedacht, doch veränderte mein Leben nachhaltig. Vor dem schrecklichen Anblick der Lager entdeckte ich mein Interesse für Geschichte und den Wunsch, etwas zu tun.
Du stehst dort - Der Text
Oktober 2018
Nach der Fahrt fand ich den richtigen Kanal: Ein Text darüber, wie es ist, dort zu stehen. Ein Text, der allein meine Erfahrungen festhält und es dennoch schafft, andere anzusprechen. Geschrieben, um meine Gedanken zu entlasten, gibt er mir Worte für die Momente, in denen ich sprachlos bin.
Erster Auftritt
Oktober 2018
Mein erster Auftritt fand in der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt (LpB LSA) statt während einer Lehrerfortbildung zum gerade erschienen Kinderfilm „Chika, die Hündin im Ghetto“ von Batsheva Dagan, einer Auschwitz-Überlebenden. Ich hatte furchtbare Angst vor diesem Auftritt, Batshevas Art half mir darüber hinweg.
Zweiter Auftritt
November 2018
Am 11.11.2018 durfte ich zum ersten Mal meinen Text „Du stehst dort“ öffentlich vorlesen. Dies geschah auf der Gedenkveranstaltung anlässlich der Novemberpogrome im Forum Gestaltung in Magdeburg. Ich traue mich trotz enormen Lampenfieber auf die Bühne und werde mit unglaublichem Zuspruch belohnt.
Dritter Auftritt
Januar 2019
Mein zweiter Auftritt folgte dann auf der Veranstaltung „Schule zeigt Courage“ am 19.01.2019 in Magdeburg. Auch hier las ich meinen Text „Du stehst dort“ vor. Mit zitternden Knien stelle ich mich auch hier meiner Angst vor Bühnen und werde im Nachgang mit einem Praktikumsplatz belohnt.
Das zweite Mal dort
September 2019
Meine zweite Fahrt war eine ganz besondere. Ich hatte die Möglichkeit, mit der LpB LSA, Batsheva Dagan und meiner alten Schule in das ehemalige KZ Auschwitz-Birkenau zu fahren und damit Teil des darüber produzierten Dokumentarfilms zu werden. Batsheva Dagan, die mich so inspiriert hat, an dem Ort zu sehen, wo ihr großes Unrecht zugefügt worden ist, zerbrach mein Herz.
Israel Reise
Oktober 2019
Während ich mich intensiv mit dem Thema der Shoah beschäftigte, stolperte ich häufiger über den Namen Yad Vashem. Irgendwann fasste ich den Entschluss, dass ich nach Israel muss, um die Gedenkstätte zu sehen, aber auch um das Land kennenzulernen, was mir immer wie ein Traum erscheinte. Nach dem ich mir das einmal in den Kopf gesetzt hatte, konnte mich keiner mehr davon abhalten, also plante ich eine vierwöchige Israelreise.
Preisverleihung
Oktober 2019
Im Rahmen des Hermann-Spier-Preises des Fördervereins „Neue Synagoge Magdeburg“ e. V. gewinnt mein Text „Du stehst dort“ den ersten Preis. Die Laudatio, die Norbert Pohlmann hielt, inspirierte mich zu meinem nächsten Meilenstein.
Gründung der ersten Website
Dezember 2019
Die Gründung meiner ersten Website, ermöglicht durch das Preisgeld, erfüllte mir einen lange gehegten Traum und bot mir eine Plattform für meine Texte. Die Einrichtung machte mir große Freude und motivierte mich zum Schreiben.
Dritte Gedenkstättenfahrt
Dezember 2019
Im Rahmen meines FSJ konnte ich gleich in der zweiten Woche einen kranken Kollegen vertreten und damit an meiner dritten Gedenkstättenfahrt teilnehmen. Die Fahrt war ganz anders und brachte mir eine neue Perspektive auf das dort Geschehene und meinen eigenen Umgang damit.
Vierter Auftritt
Januar 2020
Die Perspektive wechseln ist nicht leicht, besonders wenn man keinerlei Berührungspunkte mit der Zielperson hat. Ich habe es trotzdem versucht. In meinem Text „Perspektivwechsel“, den ich bei der Veranstaltung „Schule zeigt Courage“ am 18.01.2020 in Magdeburg erstmalig vorgetragen habe.
Fünfter Auftritt
Januar 2020
Die Ausstellung „Auschwitz – 75 Jahre danach“ in der Willi-Sitte-Galerie Merseburg zeigte Schülerarbeiten, die als Reaktion auf Gedenkstättenfahrten entstanden sind. In diesem Rahmen durfte ich zur Eröffnung am 31.01.2020 erneut meinen Text „Du stehst dort“ vorlesen, welcher außerdem als Ausdruck ausgestellt ist.
Du stehst dort – Das Buch
Oktober 2020
Während meines FSJ übernahm ich die Redaktion für ein Buch, welches durch die LpB LSA unter dem Titel meines ersten Textes herausgab. Die Arbeit an dem Buch ermöglichte es mir, Projekte und die Jugendlichen dahinter kennenzulernen, die sich genau wie ich mit der Shoah auseinandersetzen.
Gründung Du stehst dort – Das Projekt
Oktober 2020
Die Entdeckung des Wettbewerbs Denktag motivierte mich, ein neues Projekt zu gründen. Ziel sollte es sein, meine Erfahrung der vergangen zwei Jahre in Texten und Blogbeiträgen festzuhalten. Als Grundlage dafür dienen mir die unzähligen Texte, die unveröffentlicht und unfertig auf meinem Computer herumlagen.
Preisverleihung des Denktag Wettbewerbs
September 2021
Das Projekt "Du stehst dort" gewinnt einen Anerkennungspreis beim Denktag Wettbewerb der Konrad-Adenauer-Stiftung.